Ich kann dir zwar nichts bezahlen aber…

Illustration: Barbara Seiler


Wahrscheinlich bekommt jede*r selbstständige Illustrator*in gerade bei Beginn seiner/ihrer Karriere solche Sätze zu hören. Für viele von uns ist es anfangs nicht einfach, wenn wir uns für unsere Preise rechtfertigen müssen. Aber keine Sorge, sowas ist uns allen schon mal passiert. Gerade am Anfang deiner Selbstständigkeit können dich solche Anfragen überrumpeln.

Falls du gerade so einen Fall hast und dich fragst, ob du den Auftrag jetzt nicht doch ausnahmsweise mal gratis machen sollst, mach hier doch schnell den Test

Unsere Best-Of-Sprüche:
«Ich kann dir zwar nichts zahlen, aber ist ja schliesslich Werbung für dich»
«Du kannst dafür ja deinen Namen draufsetzen»
«Dafür bist du dann am Verkauf beteiligt»
«Für dich ist das ja ein Klacks»

So, und jetzt mal ernsthaft: sowas geht gar nicht!
Diese Personen kommen ja auf dich zu weil du etwas besonderes kannst, sie wollen etwas von dir. Und nicht umgekehrt!

Überlegen wir uns das doch zu Ende: eine Person kommt auf dich zu und will eine Gratis-Illustration von dir. Okay, es ist der Freund deiner Cousine und du hast dich überreden lassen. Nun geht dieser Freund deiner Cousine damit zur Druckerei und sagt… na? …könnt ihr mir das kostenlos drucken?

Da würden sich alle krümmen vor lachen.
Also, warum ist dann unsere Zeit und unser Talent weniger wert?

Klar, anfangs ist man vielleicht um jeden Job froh, aber die Wertschätzung deiner Arbeit beginnt bei dir selbst. Und es mag Situationen geben, in denen die Leute wirklich kein Geld haben, wie beispielsweise bei wohltätigen Vereinen. Aber auch hier arbeitet man nicht komplett gratis: frag ob du dafür dein Logo bei Ihnen präsentieren darfst oder ob du als Sponsor aufgelistet werden könntest.

Aber am besten kommst du so schnell wie möglich aus dem Familien-Freunde-Bekannten-Kundenkreis heraus, denn hier bekommst du nie die Aufträge und Wertschätzung die du willst. 

Sehen wir uns unsere Best-Of nochmal an:

«Ich kann dir zwar nichts zahlen, aber ist ja schliesslich Werbung für dich»
Werbung wofür? Gratisarbeit? Aber solche Aufträge willst du doch nicht, oder?

«Du kannst dafür ja deinen Namen draufsetzen»
In deinen AGB steht sowieso drin, dass du das machen darfst. Also kein wirklicher Vorteil für dich.

«Dafür bist du dann am Verkauf beteiligt»
Als Illustrator*in müsstest du beispielsweise an Buchprojekten sowieso beteiligt sein. Und da der/die Kund*in offenbar davon ausgeht, dass es sich gut verkauft, spricht ja nichts gegen einen Vorschuss für dich.

«Für dich ist das ja ein Klacks»
Oh yeah, die Hobby-Karte! Tatsächlich arbeitest du ja wahrscheinlich seit Jahren an deinen Fähigkeiten, hast vielleicht Ausbildungen und Kurse dazu besucht. Also war es bisher eher harte Arbeit als «ein Klacks».